106
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
daß diese sich an die Arbeit gewöhnen, wenn sie den Erfolg ihrer Arbeit in klingender Münze erhalten. Ferner ist Aufgabe der Kolonisation, die Missionstätigkeit zu fördern. Die Volker, deren Zivilisation und Kultur auf dem Christentum beruht, haben die Aufgabe, den heidnischen Völkern die christliche Religion, Kultur und Gesittung zu vermitteln. Die deutschen Missionare arbeiten mit größerm Erfolg, wenn sie in einer Kolonie des Mutterlandes ihre Tätigkeit entfalten, als wenn sie dieser Anlehnung entbehren. Das ist erwiesen durch die frühern zahlreichen Christenverfolgnngen in China.
Die Arbeit in den Kolonien ist schwer. Alle Vorbedingungen eines geregelten Lebeus müssen erst geschaffen werden. Zum Eintritt in die Kolonien eignen sich nur Leute mit widerstandsfähigem Körper und zäher Arbeitskraft, die Strapazen ertragen und die Bequemlichkeiten des Lebens entbehren können, vor allem Männer von reinen Sitten. Für Glücksritter ist dort kein Arbeitsfelds Nur der beste Mann ist gut genug zum Kolonisieren. { Die Eingeborenen müssen ebensosehr Achtung bekommen vor der christlichen Gesittung wie vor der geistigen Überlegenheit, der Arbeitskraft und Technik der Europäer.
Was die Preisgabe einer Kolonie bedeuten kann, hat Rußland erfahren, dem das nordamerikanische Alaska gehörte. 1867 wurde das Gebiet von den Amerikanern den Russen um 7 200000 Dollar abgekauft. Im Kongreß zu Washington begegnete die Vorlage heftigem Widerspruch. Es wurde gesagt, Alaska sei ein unwirtliches, elendes Land. Man solle den Russen das Geld geben und sie bitten, das Land zu behalten; wenn das nicht geschehen könne, solle man es irgendeiner europäischen Macht anbieten und sie bitten, Geld und Land zu nehmen. Das waren die damaligen Ansichten; jetzt urteilt man anders. In Alaska hat sich das Goldgebiet Klondike gefunden! Allein der Pelzhandel und der Fischfang bringen den Amerikanern alljährlich mehr ein, als die ganze Kaufsumme betrug.x)
13. Soziale Gesetzgebung.
Kaiser Wilhelm I. ist von Jugend auf ein Freund der ärmern Bevölkerung gewesen. Als zwanzigjähriger Jüngling wohnte er den Sitzungen des Staatsrates bei. Neue Steuervorlagen wurden beraten, um der Geldnot, in die das Land durch die Befreiungskriege geraten war, abzuhelfen. Bei der Gelegenheit drückte er den Wunsch aus, die reichen Volksklaffen und die hohen Beamten mit einem höhern Prozentsatz zu besteuern, damit die armen Leute mehr geschont werden könnten. Bei seiner Silbernen Hochzeit trat er an die Spitze eines Berliner Vereins, der sich die Aufgabe gestellt hatte, für die Arbeiterbevölkerung gesunde und billige Wohnungen zu bauen. Fremder Not gegenüber hatte er stets eine offne Hand. Wenn des Wassers oder des Feuers zerstörende Kraft Schaden angerichtet hatte, spendete er mit kaiserlicher Freigebigkeit; wenn ein bedrängtes Kind aus dem Volke ihm in einem schlichten Briefe seine Not klagte, hatte er immer Mittel, sie zu lindern.
*) Nach Freih. von Stengel, Deutsche Kolonialpolitik, und nach einer Rede des Staatssekretärs Dernbnrg.
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Staatenkunde.
137
Wie heißen die Donau-, Rhein-, Elb- und Odersestuugen? Nenne die Havel-
festung! 3. Die Reichsfinanzen, d. h. die Ausgaben und Einnahmen des
Reiches*). Von ersteren sind die für Heer und Flotte die bedeutendsten;
letztere bestehen aus den Erträgen von Zöllen und Verbrauchssteuern, Post- und
Telegraphenwesen n. a. und aus den Matrikularbeiträgen, d. h. Beiträgen
der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung. 4. Das Post-
und Telegraphenwesen außer in Bayern und Württemberg. ■— Auch auf
Handel, Eisenbahnen, Rechtspflege (Reichsgericht in Leipzigs, Gesundheits-
wesen und andere Zweige der Verwaltung hat das Reich Einfluß, doch sind sie
im wesentlichen den Einzelstaaten überlassen.
Das Wappen des Deutschen Reiches ist ein einköpfiger schwarzer Adler
mit rotem Schnabel und roten Füßen. . Ans der Brust trügt er in einem
silbernen Schild den preußischen Adler. Über dem Haupte des Reichsadlers
schwebt die Kaiserkrone mit goldenen Bändern. Die Flagge der deutschen
Marine ist schwarz-weiß-rot.
10. Staatenkunde.
Die Zersplitterung des Deutschen Reiches in eine große Zahl einzelner
Staaten hat ihren Grund zum Teil in der mannigfaltigen Gestaltung seiner
Oberfläche und entspricht im allgemeinen den Bodenverhältnissen. Doch zeigt
sich auch hier, daß der Mensch nicht Sklave, sondern Herr der Natur ist, und
daß der menschliche Wille einen unverkennbaren Einfluß auf die politischen Ver-
Hältnisse eines Landes ausübt. An einigen Stellen fallen die wandelbaren po-
litischen Grenzen mit den natürlichen zusammen, während sie anderwärts den
räumlichen Zusammenhang geographisch einheitlicher Gebiete durchbrechen.
Nach ihrer geographischen Lage teilt man die Staaten des Deutschen
Reiches ein in süddeutsche, die s. vom Main liegen, und in norddeutsche,
die n. von diesem Flnß gelegen sind.
A. süddeutschland.
Die Länder s. von der Mainlinie haben mancherlei staatliche Veränderungen
durchgemacht. Ungefähr am Anfang unserer Zeitrechnung hatten die Römer ihre
Herrschaft von S. her bis gegen die Donan, von W. her bis an den Rhein
vorgeschoben. Das linksrheinische Gebiet bildete die römische Provinz Ober-
germanien, die Länder s. von der Donau die römische Provinz Vindelizien,
und das Dreieck zwischen Donau und Rhein war von den Eroberern zum Schutz
ihrer Grenzen als Zehntland römischen Unterthanen überwiesen. Während
ihrer mehrhundertjährigen Herrschaft legten die Römer Heerstraßen an, gründeten
Städte und führten den Weinbau ein. In der Völkerwanderung nahmen deutsche
Volksstämme von den römischen Provinzen Besitz. Als das Frankenreich 843
zerfiel, bildeten sich durch festen politischen Zusammenschluß der eingewanderten
germanischen Völker die Stammesherzogtümer Bayern, Schwaben und
Franken; auch Elsaß und Lothringen wurden Teile des ostfränkischen,
d. i. des deutschen, Reiches. Seit dem 16. Jahrhundert entrissen uns die
*) Die Zusammenstellung der voraussichtlichen Ausgaben und Einnahmen eines
Gememwesens nennt man „Budget", d. i. Haushalt; das des Deutschen Reiches wird
vom Bundesrate aufgestellt und vom Reichstage geprüft. Die Einzelstaaten haben
außerdem ihre besonderen Budgets.
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34
Deutschland.
dentschland mit ihren Weizenfeldern, Hopfenpflanzungen und Tabakfeldern, mit
ihrem Garten- und Gemüsebau und ibrer köstlichen Fülle von Obst und Wein, mit
ihren Bergbau- und Jndnstriebezirken, mit ihren fabrik- und geschäftsreichen Städten
und ihren gewerb- und kunstfleißigen Bewohnern ergänzen aufs beste Nord-
deutschlaud mit seinen weiten Getreideflnren, mit seinen großen Kartoffel- und
Zuckerrübeufeldern, mit seinem Viehreichtum, mit seinen dem Handel und der
Schiffahrt geöffneten Strommündungen und Kanälen und den Seehandelsstädten an
der Küste. Die fchwarzweißrote Flagge verbindet alle deutschen Landschaften und alle
deutschen Bruderstämme zum einigen Werke, auf daß Deutschland, das Deutsche Reich,
groß und stark, reich und mächtig werde; denn alle deutschen Gaue gehören zu-
sammen, sie bilden eine große wirtschaftliche Gemeinschaft und eine große
Stätte der gleichen, nämlich der deutschen Kultur. Jeder Deutsche aber
zeige durch sein Werk, daß er sein großes, schönes Vaterland liebt.
Verfassung. Tie Bundesverfassung des Deutschen Reiches
bestimmt, daß der König von Preußen zugleich den Titel, die Würde
und die Rechte eines deutscheu Kaisers hat. An der Reichsgesetz-
gebnug wirken Bundesrat und Reichstag mit.
Der deutsche Kaiser vertritt das Reich völkerrechtlich und ist der Ober-
befehlshaber des Reichsheeres iiaxb der Kriegsmarine. Der Bundesrat besteht
aus deu Vertretern der deutschen Bundesstaaten. Von den 58 Stimmen entfallen
auf Preußeu l7, auf Bayern 6, auf Sachsen und Württemberg je 5, auf Baden
und Hessen je 3. auf Mecklenburg und Oldenburg je 2, auf die übrigeu Staaten
(mit Ausnahme von Elfaß-Lothringen) je 1. Znr Ablehnung einer Vorlage im
Bundesrate genügen 14 Stimmen. Der Reichstag stellt die Vertretung des
deutschen Volkes bei der Beratung von Reichsaugelegenheiten dar. Die Wahl seiner
Mitglieder erfolgt auf direktem und geheimem Wege durch Stimmzettel. Wähler
ist jeder Deutsche, der 25 Jahre alt und im Besitze der bürgerlichen Rechte ist.
Wählbar zum Abgeordneten ist jeder deutsche Bürger, der selbst das Wahlrecht
besitzt und seit einem Jahre in eiuem Bundesstaate wohnt.
6. Geistige Kultur.
12. Einfluß der Lage Deutschlands in Europa. Die zentrale
Lage Deutschlands in Europa hat aus die geistige Entwicklung des
deutschen Volkes einen großen Einfluß ausgeübt. Im allgemeinen war
dieser Einfluß ein günstiger. Die zentrale Lage gestattet Deutsch-
land, mit vielen Völkern und Staaten, in wirtschaftlichen und daher
auch in geistigen Verkehr zu treten. Aus diesem Verkehr konnte es nicht
nur für sich großen Nutzen ziehen, sondern auch für andere Völker,
indem es die Rolle des Vermittlers übernahm. Wie Deutschland
für viele Staaten das Durchgaugslaud des Waren- und Personen-
Verkehrs ist, so hat es auch zahlreichen Völkern, besonders den oft- und
nordeuropäischen, Christentum und Bildnng und vielerlei Kultursegnungen
gebracht.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Bayern Sachsen Württemberg Baden Hessen Oldenburg Deutschlands Europa Deutschlands Europa Deutschland Christentum
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule
Geschlecht (WdK): Jungen
116 Die griechische (Beschichte
Deshalb darf man aber doch fragen, ob das, wofür Demosthenes kämpfte, nicht wert war, daß es zugrunde ging, und ob Philipp es nicht durch Besseres zu ersetzen vermochte und gedachte. Die Ähnlichkeiten mit der preußisch-deutschen Geschichte drängen sich hier geradezu auf, und in diesen Dergleichen liegt m. E. das Lehrreiche für die Schüler. Line nordische tttilitärmonarchie, halb in, halb neben der Gesamtnation stehend, mit eigenem Nationalbewußtsein und eigener Großmachtspolitik, vernichtet mit Waffengewalt die flftersuveränität und „Libertät" der Kleinstaaten, um sie aber sodann durch ein föderatives Band, unter (Erhaltung ihrer staatlichen Selbständigkeit, zu einem größeren Ganzen von unvergleichlich bedeutenderer Leistungsfähigkeit zusammenzufassen und die dadurch entbundenen Kräfte gegen den gemeinsamen Nationalfeind mobil zu machen: das paßt auf Makedonien, Hellas, Philipp, es paßt auch auf Preußen, Deutschland, Bismarck. Die Befugnisse der präsidialmacht und der Bundesvertretung mag man noch besonders vergleichen. Über dem Ähnlichen vergesse man jedoch auch das Abweichende nicht, sowohl in den Einrichtungen (Preußen gehört selbst zum Bunde, Makedonien nicht; Deutschland hat auch ein Volkshaus, der Hellenenbund nur ein Staatenhaus; die Reichsfunktionen sind unvergleichlich viel mannigfaltiger als die des Hellenenbundes), als auch namentlich in den (Besinnungen: die deutsche Nation wollte die (Einheit und stritt nur um die Form und den Umfang, die hellenische wollte die Einheit nicht. Dies Fehlende aber war durch nichts zu ersetzen, denn der Wille ist von allen Kräften des Weltgeschehens die gewaltigste. Das mag schließlich die letzte und feinste (Erkenntnis sein, die den Schülern aus der Betrachtung dieser Dinge erwächst. Der Fortgang der Ereignisse weist hier und dort nach sehr verschiedener Richtung. Nicht nur Alexander lenkt mehr und mehr aus nationalhellenischen in universalpolitische Bahnen: auch die Hellenen vermögen sich in ihre neue Lage nicht zu finden, sie empfinden die (Einheit nicht als Segen, sondern als Joch, suchen sie abzuschütteln (331), werden überwältigt, und nun tritt die makedonische Herrschaft an Stelle der Hegemonie, ein Zustand, den man im außerpreußischen Deutschland so sehr gefürchtet hat, und den Bismarcks geniale Gestaltung der Reichsverfassung so glücklich vermieden hat.
§ 10. Alexander und der Hellenismus.
Daß Alexanders Geschichte als Grundlage universalhistorischer Entwicklungen Gegenstand des Unterrichts sein muß, bedarf weiter keiner
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Bismarck Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Makedonien Deutschland Makedonien Deutschland Deutschland Bismarcks Alexanders
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule
Geschlecht (WdK): Jungen
218
Das 19. Jahrhundert
und der Provinz Lachsen in den preußischen Staat schwerlich so glatt vonstatten gegangen wäre, wenn beständig Volksvertretungen hätten hineinreden können.
Die schöne Episode der Göttinger Sieben wird kein Lehrer sich entgehen lassen nicht nur, um die Roheit opfermutiger Charakterstärke an diesem wundervollen Beispiel zu Gemüte zu führen, sondern auch um zu zeigen, daß der Kultur- und Rechtsstaat an sein eigenes Gesetz gebunden ist, daß es also wenigstens im Verhältnis des Staats zu seinen Hngehörigen eine politische Sittlichkeit gibt.1
Beim Frankfurter Parlament wird zu untersuchen sein:
1. inwiefern die Herstellung der provisorischen Reichsgewalt eine zwecklose Maßregel war,
2. wieso die Festsetzung der Grundrechte sich historisch erklärt durch das Vorbild Frankreichs und Amerikas und die Stärke theoretisch abstrakter Überzeugungen in der damaligen Generation, wieso es aber für eine verfassunggebende Versammlung ohne eigene Macht gleichfalls unzweckmäßig war, so zu verfahren,
3. warum in der Frankfurter Verfassung das absolute Veto des Kaisers unentbehrlich war, während der Deutsche Kaiser des jetzigen Reichs keines Vetos bedarf,
4. welche Bestandteile der Frankfurter in unsere Reichsverfassung übergegangen sind, und ob es richtig ist, daß das Professorenparlament ganz ohne Nutzen getagt hat.
tdas die Ablehnung der Kaiserkrone anbetrifft, so sollte doch jetzt allgemein zugegeben werden, 1. daß für Friedrich Wilhelm Iv., wie er nun einmal war, die Annahme sich unbedingt verbot, und daß 2. auch ein anderer Monarch nur mit starken vorbehalten hätte annehmen können.
Das Ineinandergreifen der auf so vielen Schauplätzen sich abspielenden Ereignisse der Jahre 1848/49 klarzumachen, ist keine leichte Aufgabe; es ermöglicht aber diese Vielräumigkeit der Vorgänge Verteilung einzelner Aufgaben an eine Anzahl Schüler zur späteren Berichterstattung.
Am Schluß des ganzen Abschnittes kann man die Ergebnisse der ver-
1 Aufgabe: Welche (Einrichtungen bestehen, um den einzelnen gegen Willkürmaßregeln der Behörden, besonders der Polizei, zu schützen?
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv.
37
Frankreich bekam das sterreichische Elsa und die Land-Dogtei der zehn elsssische Reichsstdte. Straburg blieb deutsch. Die Besitzergreifung von Metz, Toul und Verdun wurde besttigt.
Brandenburg machte zwar seine Rechte auf Pommern geltend, bekam aber nur Hinterpommern nebst dem Stifte Kamin und als Entschdigung fr Vorpommern die ehemaligen Ivistmer Magdeburg, Halber st adt und Minden.
Holland und die Schweiz schieden als selbstndige Staaten aus Deutschland aus.
Staatsrechtliche Bestimmungen. Bayern behielt die Oberpfalz mit der 7. Kurwrde, während die Unterpfalz am Rhein mit der neuen 8. Kurwrde dem Sohne des Winterknigs wiedergegeben wurde. Den Reichsfrsten wurde volle Landeshoheit zuge-billigt: sie durften ferner unter sich und mit auswrtigen Fürsten Ivndnisse schlieen, nur nicht gegen Kaiser und Reich. Damit erst waren die Fürsten wirkliche Souverne. Der Kaiser war in allen wichtigen Reichsangelegenheiten an die Abstimmung der Reichs-stnde gebunden.
Religise Bestimmungen. Den Katholiken, Luthera = nern und Reformierten wurde freie Religionsbung zuerkannt und ihnen der Besitz jener geistlichen Gter besttigt, die sie vor dem Jahre 1624 (Normaljahr) in Hnden gehabt hatten. Der Grundsatz Wes Land, des Religion" mar berwunden; an seine Stelle trat allmhlich der Gedanke des parittischen Staates.
Das Reich verlor durch den Westflischen Frieden mehr als 100 000 qkm und bte den monarchischen Charakter seiner Reichs-Verfassung ein.
10. Brandenburg bis zum Jahre 1640.
Die Anhaltiner oder Askanier. 11341320.
' '' T
Abgesehen von den Zgen Kawi. und Heinrkcys I. hat zuerst i ': v \ . Otto I. jenseits der Elbe festen Fu gefat. Nach dem Tode des Markgrafen Gero teilte er im Jahre 965 den neuerworbenen Besitz in die Ostmark (spter Lausitz), in die Thringische Mark (spter Meien) und in die zum grten Teile auf der linken Seite im Elbergen gelegene Nordmark, spter Altmark genannt. Von den neu gegrndeten Bistmern Zeitz, Meien, Merseburg, Havelberg,
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Extrahierte Personennamen: Elsa Metz Kawi Otto_I. Gero
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Brandenburg Hinterpommern Ivistmer_Magdeburg Minden Holland Deutschland Rhein Luthera Brandenburg Ostmark Elbergen Zeitz Merseburg Havelberg
50. Kaiser! Kar Vi. 1711-1740. .31. Friedrich des Groen Jugend usw. 53
wrde verlieh bei der Selbstndigkeit der einzelnen Staaten nur wenig Ittacht, und diesen Rest der Reichsmacht benutzten die Habsburgischen Kaiser weniger zum Wohle des Ganzen als ihres eigenen Besitzes. Die Reichsfrsten hinwiederum vergaen der ihrem eigenen vorteil oft Die drften ihre Pflichten gegen Kaiser und Reich. Zwang ja eine groe Gefahr zu gemeinsamem handeln, |o war die Hilfe der meisten so langsam und matt, da das Ende der Unternehmung gewhnlich unglcklich war. Der Reichstag, der (feit 1663) seinen stndigen Sitz in Regensburg vr n-ichs. hatte, wurde von den Fürsten nicht mehr personlich besucht, sondern ta3 durch Gesandte beschickt. (Er bestand aus drei Abteilungen: dem Kurfrstenkollegium, dem Frstenkollegium und dem Stdterat. Seine Verhandlungen schleppten sich unter zahllosen Frmlichkeiten endlos hin. Nur wenn alle drei Kollegien den kaiserlichen antragen beistimmten kam ein gltiger Beschlu zustande. Das Reichskammergericht (seit 1693 in Wetzlar) arbeitete so umstndlich und langsam, da tu Goethes Zeit der 60000 unerledigte Prozesse vorlagen; auch galten seine Richter fr bestechlich. Reichsheere wurden nur im Bedrfnis* Die fall zusammengerufen; sie bestanden dann aus unzuverlssigen Leuten armee von verschiedenartigster, meist schlechter Kleidung, Bewaffnung und bung. Die Furstenhfe zeigten zumeist die Einwirkung des Hofesdrften, von Versailles; französisch war die Hofsprache, französisch die Unzahl W# der Hofbeamten und Gnstlinge, französisch die Prunksucht und Sitten-losigkeit. Mit rcksichtsloser Hrte wurden die Brger und Bauern** behandelt und ausgenutzt; ja es kam vor, da Landeskinder an Krieg- Baucrn fhrende Mchte verkauft wurden. So zeigte sich in den meisten
?ir Staatseinknfte, Verarmung des Volkes und Unterdrckung der Freiheit.
98] 31. Friedrichs des Groen Jugend und Negierungs-
antritt.
" Min6i>eitl Kuf den preuischen König Friedrich Ii. ' f]9f4 'cin 5hn Friedrich Ii. der Groe, 1740 bis ,' 1786. Er wurde am 24. Januar 1712 geboren. Seine Mutter Sophie Dorotfjea mar ne Tochter des Kurfrsten von Hannover, der 1714 als Georg I. auch König von England wurde. Friedrich hatte in seiner frhesten Kindheit nach damaliger Sitte eine Franzsin als Erzieherin l-zi-hung !" Roucouiie, eme geflchtete hugenottin! er blieb ihr bis an ihren Cod zugetan, von [einen 7. Jahre an wurde feine (Erziehung von mannern geleitet, denen der König die Vorschrift erteilte, den
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Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Wetzlar Versailles Hannover England
72
Das Zeitalter des Bundestages.
schafter, den Dichter Kotzebue, den man fr einen russischen Spion hielt, in Mannheim ermordete. Nun berief Metternich die Diplomaten der Heiligen Allianz zu einem Kongre, und es wurde eine strenge berwachung der zahlreich aufkommenden Zeitungen (durch die Zensur, eine Prfungs-behrde fr Drucksachen) und der Universitten angeordnet, verdiente Männer wie Jahn und Arndt aus ihrem Wirkungskreis entfernt; un-beachtet blieben die Warnungen Wilhelm v. Humboldts, der nicht zugeben wollte, da die auf dem Kongre vertretenen Staaten sich in preuische Angelegenheiten einmischten.
Zu den sptern Opfern dieser Verfolgung gehrte der Mecklenburger Brgermeisterssohn Fritz Reuter: das preuische Kammergericht ver-urteilte ihn mit 39 andern Burschenschaftern wegen Hochverrats zum Tode; dann wurde er zu dreiig Iahren Festungshaft begnadigt", von denen er sieben abgesessen hat. Seine juristische Laufbahn war verdorben; so wurde er der plattdeutsche Dichter der Luschen und Rimels", der Fran-zosentid", der Stromtid". In der Festungstid" hat er seine Leidensgeschichte mit guter Laune geschildert.
Tiefe Erbitterung ergriff die ehrlichen Vaterlandsfreunde: Htte die Nation 1813 gewut, da nach elf Jahren von einer damals zu er-reichenden und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und An-sehens nichts als die Erinnerung und keine Realitt brig bleiben wrde, wer htte damals wohl alles aufgeopfert, solchen Resultates halber?" So schrieb Prinz Wilhelm, der sptere Kaiser, im Jahre 1824.
4. Die Orientalische Frage und die Griechen.
1. Den Trken galten die unterworfenen Christen als eine willen-lose Herde, die Rajah". Der Landmann, dessen Htte eher eine Erdhhle heien mochte, baute nur so viel an, als er notwendig brauchte: alles brige nahmen ihm doch die Beamten weg. An Verbesserungen im Ackerbau dachte niemand. Vier Fnftel des Erdbodens lagen brach; im gesegnetsten Gelnde, vor den Toren Konstantinopels, breitete sich eine Einde aus. Die Erwgung, ob die trgen Osmanli" zu einer Erneue-rang ihres Staatslebens zu bringen seien oder ob ein anderes Volk, und welches, die Schtze ihres Landes zu heben berufen sei, das ist der ursprngliche Inhalt der Orientalischen Frage".
2. Endlich emprte sich die Rajah berall, wo Griechen sich ange-siedelt hatten: in den Donaulndern, in Hellas (dem alten Mittel-Eriechenland), in der Peloponnes (jetzt Morea) und auf den Inseln des Archipels. Die Handels- und seetchtigen Griechen, die in Konstantinopel und in den Stdten des stlichen Mittelmeers saen, waren die Trger
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Extrahierte Personennamen: Metternich Jahn Arndt Wilhelm Wilhelm
4. Die Bedeutung der Lage für deutsche Kultur und Entwicklung. 11
Trotz alles Mißgeschickes, das über Deutschland ob seiner
zentralen Lage im Laufe der Zeiten hereinbrach, konnte das
Land der europäischen Mitte nicht vernichtet und zerschmettert
werden. Wenn „die Erde das Erziehungshaus der Menschheit"
ist, so hat das deutsche Volk für diese Aufgabe zweifellos einen
besonders geeigneten Raum erhalten. Immer wieder gesundete
das deutsche Volk nach tiefem Fall, und endlich kam der Retter,
der die deutschen, teilweise noch schlummernden Kräfte und
Tugenden aufrüttelte und zusammenraffte, die deutschen Stämme
durch „Blut und Eisen" zusammenschweißte und sie zu einer Nation
machte, so daß das neue Reich nicht mehr „Ambos" war, sondern
„Hammer" wurde. Deutschland wurde wieder zur führenden
Macht Europas, wie es bereits schon einmal gewesen war, zu
den Zeiten der Ottonen, Salier und Hohenstaufen, dieser Glanz-
Periode deutschen Lebens im Mittelalter. Bismarck war es, der
die Nachbarn zwang, deutsches Wesen und deutsche Entwicklung
zu verstehen, Bismarck war es, der zum erblassenden Erstaunen
der Nachbarn den Schwerpunkt der europäischen Politik in das
geeinte Deutschland legte; Bismarck aber war es auch, der das
Gefährliche wie das Gute der zentralen Lage Deutschlands
erkannte, und ein politischer Geograph hätte es nicht besser
zu sagen vermocht als was er 1888 im Reichstage sagte: „Wenn
ich sage, wir müssen dauernd bestrebt sein, allen Eventualitäten
gewachsen zu sein, so erhebe ich damit den Anspruch, daß wir
noch größere Anstrengungen machen müssen als andere
Mächte zu gleichem Zweck, wegen unserer geographischen
Lage. Gott hat uns in eine Lage gesetzt, in der wir
durch unsere Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in
Trägheit oder Versumpfung zu geraten. Er hat uns die
kriegerischste und unruhigste Nation, die Franzosen, an die Seite
gesetzt, und er hat in Rußland kriegerische Neigungen groß werden
lassen, die in frühern Jahrhunderten nicht in dem Maße vor-
Händen waren. Die Hechte im Karpfenteich hindern uns, Karpfen
zu werden, indem sie uns ihre Stacheln in unsern beiden Flanken
fühlen lassen. Sie zwingen uns zu einer Anstrengung, die wir
freiwillig vielleicht nicht leisten würden; sie zwingen uns auch zu
einem Zusammenhalten unter uns Deutschen, das unserer innersten
Natur widerstrebt. Wir müssen dieser Bestimmung der Vorsehung
aber auch entsprechen, indem wir uns so stark machen, daß die
Hechte uns nicht mehr tun, als uns ermuntern. — Die französisch-
russische Pression, zwischen die wir genommen werden, zwingt
uns zum Zusammenhalten und wird unsere Kohäsion auch durch
Zusammendrücken erheblich steigern, sodaß wir in dieselbe Lage
der Unzerreißbarkeit kommen, die fast allen andern Nationen
eigentümlich ist, und die uns bis jetzt noch fehlt."
Nur mit Anspannung aller Kräfte und zähem Festhalten
deutscher Einigkeit ist es möglich, die Vorteile der Mittellage
dauernd zu genießen. Die geographische Lage Deutschlands wird
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Europas Deutschland Deutschlands Deutschlands
176 V. Das Deutschtum im Auslande.
wenn sich diese bot, kein Interesse daran, eine Verbindung auf-
recht _ zu erhalten, die ihm schwere Pflichten auferlegte, ohne
wirklichen Nutzen zu bringen.
Anders wurde die Stellung und Lage des Deutschtums in
der Welt nach dem Erringen der deutschen Einigung und nach
dem nicht allzu lange darauf einsetzenden gewaltigen Aufschwünge
des gesamten deutschen Wirtschaftslebens. Jetzt hatte der Begriff
„ein Deutscher" das Schemenhafte verloren, jetzt war er greifbare
Wirklichkeit, hinter ihm stand eine imponierende politische Macht,
die den Willen und die Kraft hatte, sich durchzusetzen und
Achtung zu verschaffen. Jetzt braucht der ins Ausland gehende
Deutsche nicht mehr die Rolle des „Kulturdüngers" zu spielen,
er kann, genau so wie der Vertreter jeder andern großen Nation,
den innern und.äußern Zusammenhang mit Volk und Reich
sichtbar aufrechterhalten, die Mahnung des großen Kurfürsten:
„Gedenke, daß du ein Deutscher bist!" befolgen. Jetzt ist unser
Volk auf dem Wege, alles Krankhafte auszuscheiden, das ihm
als Folgewirkung früherer Schicksale noch anhaftet; wer wollte
jetzt noch behaupten, daß uns der Mangel deutschen National-
stolzes angeooren sei. Zweckdienliche Heilmittel, wie
Heer und Flotte, Kolonialbesitz und Schulen im Aus-
lande fördern unsere nationale Gesundung.
Für die Deutschen im Ausland sorgen gegenwärtig der
Staat und private Gesellschaften. Die Zentralauskunftsstelle
für Auswanderer (auch für nichtdeutsche) in Verl in ist mit
Unterstützung und unter Aufsicht des Reichs von der Deutschen
Kolonialgesellschaft ins Leben gerufen worden. Sie erteilt
allen Auswanderungslustigen unentgeltlich gute und zuverlässige
Auskunft über die überseeischen Verhältnisse, um den Auswanderer
zu belehren und vor Schaden zu bewahren. Dem Auswärtigen
Amt ist ein Beirat für das Auswanderungswesen an-
gegliedert. Der deutschen Auswanderung dienen ferner der
„Verein für deutsche Auswandererwohlfahrt" in Hannover, der
„Evangelische Hauptverein für deutsche Ansiedler und Aus-
wanderer" in Witzenhausen a. d. Werra und der „St. Raphaels-
Verein zum Schutze katholischer deutscher Auswanderer" in
Limburg a. d. Lahn. Von Reichswegen wird sorgfältige Auf-
ficht über das Auswanderungswesen geführt; bis zur Aufnahme
im neuen Lande begleitet die Fürsorge der Reichsorgane den,
der in die Ferne zieht. Zugunsten derjenigen, die Reichs-
ungehörige bleiben, wirkt dann in allen äußern Nöten der
Schutz unsers auswärtigen Dienstes fort, soweit er in Anspruch
genommen wird. Das neue Gesetz vom Jahre 1912 über die
Reichs- und Staatsangehörigkeit erschwert den Verlust der
Reichsangehörigkeit und erleichtert ihren Wiedererwerb. Es
beseitigt endlich das bis dahin geltende Gesetz, wonach ein
Deutscher seine Staatsangehörigkeit verliert, falls er sich nicht
in die Stammliste eines Konsulats hat einschreiben lassen. Das
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